In ihrer Sitzung am 10.03.16 hat die EZB entschieden, den Leitzins auf 0 Prozent zu senken und das Kaufprogramm für Anleihen auszuweiten.
Drastische Maßnahmen, zu denen die EZB greift, um gegen die zu geringe Inflation im Euroraum und die Wachstumsschwäche anzukämpfen. Die Entscheidungen, die Mario Draghi verkündet, sind jedoch nicht unumstritten.
Die Beschlüsse im Überblick
- Der Leitzins sinkt von 0,05 Prozent auf 0,00 Prozent. Zinsen sind damit defacto abgeschafft.
- Die Anleihekäufe werden von 60 auf 80 Milliarden Euro pro Monat aufgestockt.
- Der Strafzins, den Banken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB lagern, wird von bisher minus 0,3 auf nunmehr minus 0,4 Prozent gesenkt.
Wie die Märkte auf die Entscheidung reagieren
Die Erwartungen waren hoch, die ersten Reaktionen waren euphorisch. Der Dax schoss nahe an 10.000 Punkte. Wenig später folgte die Ernüchterung – die Börsen gingen mit einem deutlichen Minus aus dem Tag.
Viele Experten bezweifeln, dass die erneute Zinssenkung zielführend ist. Sie befürchten, dass die Entscheidung, die im Übrigen ohne deutsche Beteiligung fiel, eher ein Akt der Verzweiflung ist, der zwangsläufig in ein Desaster führt.
Die Auswirkungen der Entscheidung für Verbraucher
Verbraucher, die zur Finanzierung von Konsumgütern oder Wohneigentum Kredite aufnehmen, können sich freuen. Kredite werden noch einmal billiger. Ob sich das niedrige Zinsniveau auf die ohnehin viel zu hohen Dispozinsen auswirkt, bleibt abzuwarten. Eine günstigere Alternative bleibt wohl weiterhin der Rahmenkredit, der als externer Dispo insbesondere als alternative Erweiterung für Filialbankkonten dient.
Zinsen für Tages- und Festgeld sind seit Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau. So liegt die durchschnittliche Verzinsung für Tagesgeld bei durchschnittlich 0,7% (Stand: März 2016). Auch beim Termingeld sieht es nicht viel besser aus. Selbst mit langen Laufzeiten findet man im Festgeldkonto Vergleich kaum Angebote über 1,5%, wenn man ein Angebot aus Deutschland sucht.
.Die erneute Zinssenkung trägt nicht dazu bei, dass sich in absehbarer Zeit etwas ändert. Es findet quasi eine schleichende Enteignung der Sparer statt. Das gilt nicht nur für Tages- und Festgeldkonten. Das niedrige Zinsniveau hat auch Auswirkungen auf die Altersvorsorge. Verbraucher, die lange laufende Lebensversicherungen oder Rentensparpläne abgeschlossen haben, können sich freuen, wenn sie am Ende noch das Geld wieder bekommen, dass sie eingezahlt haben.
Die niedrigen Zinsen führen zudem dazu, dass die Preise für Immobilien und Wohneigentum weiter steigen. Die Zinsen für Kredite sind zwar traumhaft günstig, aber dafür ist der Kaufpreis häufig von vornherein überhöht. Am Ende hat der private Verbraucher in Deutschland nichts von den Entscheidungen der EZB – im Gegenteil.